Mit unseren Kalkulationen überprüfen wir die Feststellungen unserer Recherchen. Bestätigen sich festgestellte Sachverhalte nicht oder sind sie statistisch zu wenig signifikant, so setzen wir die Projekte on hold, andernfalls beginnt nun die Kommunikationsarbeit.
Die Mathematik als Hilfswissenschaft entwickelt Modelle und stellt diese den Wissenschaften zur Verfügung. Sie selbst mag neutral sein, ihre Nutzerinnen und Nutzer hingegen sind es nicht. Denn mit der Wahl eines bestimmten mathematisch-statistischen Modells entscheidet man sich immer auch, welche Sachverhalte untersucht werden können und welche nicht, welche Erkenntnisse gewonnen und welche nicht. Jede wissenschaftliche Kalkulation ist in diesem Sinn voreingenommen. Wenn wir diese nachrechnen und hinterfragen, dann lassen wir uns von folgenden Prinzipien leiten:
Es gilt die Unschuldsvermutung
Wir gehen nicht davon aus, dass hinter einer Arbeit, die uns nicht redlich und nach den Richtlinien der GEP ausgearbeitet scheint, böse Absicht stehen muss. In der Regel ist dies mehr einem gewissen Opportunismus geschuldet. Man arbeitet mit den Datengrundlagen, die man eben hat, weil es zu teuer gewesen wäre, eigene Daten zu erheben. Man versucht den Spagat zwischen den Wünschen der Auftraggeber und den Regeln wissenschaftlichen Arbeitens. Und man denkt sich auch, womöglich ohne sich dessen bewusst zu sein, die Dinge in den Rahmen hinein, der konform scheint. Dafür haben wir einerseits zwar Verständnis, doch haben wir als unabhängiger Akteur andererseits auch die Freiheit zu unbequemen Erkenntnissen. Weshalb Zahlen falsch sind, darüber lassen wir andere spekulieren. Was uns interessiert, ist ob sie es sind, nicht weshalb.
Einordnung der Arbeit im wissenschaftlichen Kontext
Wenn wir bestehende Arbeiten nachrechnen oder dazu neue, eigene Kalkulationen erstellen, dann stellt sich als Erstes die Frage der Einordnung im internationalen wissenschaftlichen Diskurs. Kommt eine Arbeit auf komplett andere Zahlen als vergleichbare Arbeiten aus anderen Ländern, so schauen wir genauer hin. Erscheinen unsere eigenen Zahlen im Vergleich exotisch, so rechnen wir nochmal nach und ziehen im Bedarfsfall externe Spezialistinnen und Spezialisten bei. Und verwendet eine Arbeit Methoden, Formeln, Datengrundlagen, die für die fragliche Problemstellung nirgendwo in der Welt verwendet werden, nur in der Schweiz, so ist es in jedem Fall angezeigt, nachzurechnen und aufzuzeigen, wo die Fehler und Fehlschlüsse liegen könnten.
Suchen des wissenschaftlichen Dialogs
Wir treten immer als Erstes mit den Autorinnen und Autoren der Arbeiten, die wir kritisieren, in Kontakt, dann mit den Verantwortlichen und erst, wenn der Dialog von beiden verweigert wird, an Dritte und an Medienschaffende. Mitunter ergeben sich aus solchen Nachfragen interessante Kontakte und Einladungen an Vorträge und in Arbeitsgruppen. In jedem Fall schützen sie uns vor voreiligen Schlüssen und geben unseren Papieren, Reviews und Berichten wissenschaftliche Kredibilität.